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Grüne Geldpolitik – eine utopische Idee?  

Lagarde erweckt zu viel grüne Hoffnung, Die Illusion grüner Geldpolitik, Bundesbank-Präsident warnt vor grüner Geldpolitik – all diese Artikel teilen einen gemeinsamen Nenner, der sich tendenziell gegen grüne Geldpolitik ausspricht. Aber was genau ist mit grüner Geldpolitik gemeint und was könnte an einem theoretischen Konstrukt, das so vielversprechend und zeitgemäß klingt, vielleicht doch problematisch sein?  


Geldpolitik für Klima: Grüner Globus in unseren Händen, Klimawandel und Nachhaltigkeit

Der Aufruf Christine Lagardes, Nachhaltigkeit in die Geldpolitik einfließen zu lassen stößt bei Klimaaktivisten auf Wohlwollen, bei Finanzexperten auf Skepsis. Tatsächlich obliegt es der Europäischen Zentralbank (EZB) in erster Linie, die Preisniveaustabilität sicherzustellen beziehungsweise für eine niedrige Inflationsrate zu sorgen. Laut des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) sind aber auch das Einbeziehen des Klimawandels und dessen Auswirkung auf die monetären Strukturen essenziell.  

Mit dem neuen Anspruch an die EZB geht ein klimabezogener Maßnahmenplan einher, der den Sicherheitenrahmen um grüne Assets erweitern soll. Das bisher wohl ausgereifteste Tool der grünen Geldpolitik ist der Ankauf grüner Anleihen, die mit dem Erreichen bestimmter umweltverträglicher Ziele verbunden sind.  

Auf diese Weise besteht für Unternehmen die Möglichkeit, Projekte für mehr Klimaschutz zu finanzieren oder sich zur Emissionssenkung zu verpflichten. Durch geringere Abschläge, sogenannte Haircuts, bei grünen Anleihen sorgt die EZB dafür, dass sich klimabewusste Unternehmen kostengünstiger finanzieren – und somit vielleicht einen Anreiz für Unternehmen bilden, die viele Treibhausgase ausstoßen.  

Kann grüne Geldpolitik auch in der Praxis funktionieren?

Es ist nicht auszuschließen, dass klimabedingte Umweltkatastrophen für die Finanz- und Preisstabilität Gefahren bergen. Allerdings sind langfristige Zusammenhänge bisher wenig untersucht. Daher besteht nur ein unzureichendes Fundament für geldpolitische Maßnahmenentscheidungen. 

Das Verhältnis zwischen Klima- und Geldpolitik ist ebenso schwer zu prognostizieren. Weder das Ausmaß des Klimawandels insgesamt noch die Wirksamkeit einer angepassten Geldpolitik auf das Klima sind vorherzusehen. Die größte Sorge besteht jedoch in einem möglichen Zielkonflikt, der sowohl seitens Klima- als auch Geldpolitik Einbuße kosten würde. Zum einen wäre im Falle einer Einführung mehrstufiger CO2-Bepreisung das Primärziel der Preisniveaustabilität gefährdet. Zum anderen würde eine restriktive Geldpolitik von der EZB verlangen, dass grüne Assets wieder verkauft werden müssten.  

Die wohl größte Herausforderung für die EZB ist es, eine Auswahl an Instrumenten aufzustellen, die effiziente Steuerungsmöglichkeiten versprechen. Grüne Anleihen oder Green Bonds konnten sich zwar einer dynamischen Entwicklung erfreuen, allerdings ist auch hier das Marktvolumen noch gering.  

Nebenfigur im Kampf gegen den Klimawandel

Es besteht kein Zweifel darin, dass sich so viele Instanzen wie möglich für Klima- und Umweltschutz einsetzen sollten. Fraglich bleibt, inwieweit die EZB eine dieser Instanzen sein sollte, würde sie doch ihre klar definierte Verpflichtung gegenüber der Preisniveaustabilität mit klimapolitischen Zielen überspannen.  

Die Verfolgung gewisser Nebenziele, wie der grünen Geldpolitik, läuft voraussichtlich auf einen Zielkonflikt hinaus, der die Unabhängigkeit und Autorität der EZB gegebenenfalls untergraben könnte. Während die Zentralbank ihr Bewusstsein dafür stets aussprechen und in ihrem Feld des Möglichen aktiv sein kann, sind es schlussendlich wahrscheinlich eher andere Institutionen, in deren Verantwortung es liegen sollte, weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen 

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