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1865: Banker mit hoher Auszeichnung

Der amerikanische Bankier, Anwalt und Staatsmann Charles Gates Dawes wurde am 27. August 1865 geboren. Für den nach ihm benannten Plan wurde er mit einer hohen Auszeichnung geehrt. Schauen wir uns sein Wirken einmal an. 


Am 27. August 1865 ist Charles Gates Dawes geboren. Wir schauen in der Zeitreise auf das Leben und Wirken des Bankiers und Friedensnobelpreisträgers.

Der Amerikaner Charles Gates Dawes wurde am 27. August in Marietta, Ohio, geboren. Schon als Kind galt er als aufbrausend. Diese Charaktereigenschaft wird oft als erste genannt, wenn Zeitgenossen ihn beschreiben.

1884 machte Dawes in Marietta seinen College-Abschluss. Anschließend besuchte er die Cincinnati Law School. Bald nach seinem Abschluss wurde er als Anwalt zugelassen und praktizierte ab 1887 in Lincoln, im Bundesstaat Nebraska, in einer eigenen Kanzlei. In Lincoln wurde der studierte Anwalt später auch Direktor der kleinen American Exchange National Bank. Für deren Rettung kämpften er und andere Direktoren in der sogenannten Silber-Panik von 1893 hart. In dieser Funktion sprach er sich gegen das Verteilen von kostenlosem Silber zur Stimulierung der Inflation und zur Unterstützung der verschuldeten Bauern aus.

Die Währungsfrage beschäftigte ihn so sehr, dass er 1894 sein erstes Buch mit dem Titel „The Banking System of the United States and Its Relation to the Money and Business of the Country“ veröffentlichte. Zu seiner Zeit in Lincoln sagte Dawes: „Ich traf Lincoln genau an der Spitze eines Booms, dann begann er zu rutschen“. Aufgrund der Silber-Panik von 1893 musste er seine Bankkarriere in Nebraska als beendet erklären und widmete sich neuen Geschäftsmodellen.

Es zog ihn und seine Familie, mit seiner Frau hatte er zwei leibliche und zwei adoptierte Kinder, nach Illinois. Von 1898 bis 1901 war als „Comptroller of the Currency“ im Finanzministerium der Vereinigten Staaten tätig. Dawes wollte die Bankpraktiken reformieren, die zur Depression in den 1890er Jahren geführt hatten.

Im Ersten Weltkrieg war er Major, Lieutenant Colonel und Brigadegeneral und diente unter anderem in Übersee bei den amerikanischen Expeditionsstreitkräften als Leiter der Versorgungsbeschaffung.

Ein Mann mit einem „Plan“

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das „Bureau of the Budget“ geschaffen und Dawes wurde 1921 dessen erster Direktor. Und dann kam das Jahr 1923 und mit ihm ein Projekt, was Charles Gates Dawes eine hohe Auszeichnung einbringen sollte: der Staatsmann entwickelte den berühmten „Dawes-Plan“. Diesen arbeitete er als Vorsitzender der Reparationskommission der Alliierten aus.

Der Plan diente der Stabilisierung der deutschen Finanzen nach dem Krieg. Da so die Spannung zwischen Deutschland und Frankreich reduziert werden konnte, erhielt Charles Gates Dawes gemeinsam mit Sir Austen Chamberlain 1925 für den „Dawes-Plan“ den Friedensnobelpreis.

Doch diese hohe Auszeichnung bildete noch nicht den Zenit seiner (politischen) Karriere: Unter dem republikanischen Präsidenten Calvin Coolidge wurde Dawes ab 1924 zum 30. Vizepräsident der Vereinigten Staaten gewählt. Die beiden Männer gelten als sehr unterschiedlich: Coolidge wurde „Silent Cal“ genannt und Dawes galt als geschwätzig. Aufgrund seines Lieblingsausdrucks nannte man ihn „Hell’n Maria“ Dawes.

Bereits am Tag des Amtsantritts fiel alle Aufmerksamkeit auf Dawes statt auf Präsident Coolidge, da der Vize hier eine Hetzrede gegen die Senat hielt. Das Verhältnis der beiden war entsprechend angespannt.  Vielleicht auch aus diesem Grund blieb der Bankier nur eine Amtszeit Vizepräsident.

Charles Dawes geht zurück zur Bank

Für seine Wahl zum Vizepräsidenten war Dawes von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender der Central Trust Company of Illinois zurückgetreten. Nach seiner Zeit im Weißen Haus wurde er Ehrenvorsitzender des mittlerweile als Central Republic Bank & Trust Co. fungierenden Unternehmens.

1929 wurde er von Präsident J. Edgar Hoover zum Botschafter in Großbritannien ernannt. Auch überredete Hoover Dawes die Leitung der Reconstruction Finance Corporation (RFC) zu übernehmen, die gegründet wurde, um Unternehmen und Banken zu unterstützen, die nach der Großen Depression Hilfe brauchen.

Im Juni 1932 trat Dawes dann abrupt als Vorsitzender des RFC zurück, um einen Interessenkonflikt zu vermeiden. Denn „seine“ Bank, die Central Republic Bank of Chicago, war in finanzielle Schieflage geraten und stand kurz vor dem Zusammenbruch. Sie benötigte einen Kredit über 90 Millionen Dollar von der RFC. So sollte gleichzeitig die gesamte Bankenstruktur in Chicago stabilisiert werden.

Der Bankier Dawes war nun zum zweiten Mal in seinem Leben von einer Finanzkrise betroffen. Die Central Republic Bank of Chicago wurde später unter Zwangsverwaltung gestellt und liquidiert. Der „Mann mit dem Plan“ schaffte es allerdings, sie als City National Bank & Trust Company of Chicago neu zu organisieren. Er zahlte auch die RFC-Kredite zurück. Bis zu seinem Tod blieb der Bankier und Friedensnobelpreisträger dem Geldhaus verbunden. Charles Gates Dawes starb am 23. April 1951 im Alter von 85 Jahren.

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