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Europatag: EU, was wird aus Dir?

Am 5. Mai ist der „Europatag“ des Europarates. Derzeit wird Europa auf eine harte Probe gestellt. Die Krise legt nicht nur Bruchstellen im Gesundheitswesen und bei der Digitalisierung, sondern auch im Finanzsektor offen. Zu viele Baustellen für die EU?


Wie sieht es mit der Zukunft der Europäischen Union aus? Was kommt nach der Krise? Euroflagge mit Viren als Sternen

Am 5. Mai ist Europatag. Eigentlich gibt es aber zwei Europatage im Jahr. Der eine wird am 5. Mai gefeiert, da 1949 an diesem Tag in London der Europarat gegründet wurde. Es ist der Europatag des Europarates

Und dann gibt es noch den Europatag der Europäischen Union am 9. Mai. An diesem wird an den Schuman-Plan erinnert. Denn am 9. Mai 1950 hielt Robert Schuman, damals Außenminister Frankreichs, eine wichtige Rede. Dabei schlug er vor, die Kohle- und Stahlindustrie in Frankreich und Deutschland zusammen einer obersten Behörde zu unterstellen. Dieser Plan Schumans führte zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). Er legte so auch den Grundstein für die heutige EU. 

1979 wurde mit dem Europäischen Währungssystem EWS dann auch die Basis für eine gemeinsame Währung geschaffen. Durch die Einführung des Euro im Jahr 2002 sind internationaler Handel, Auslandsüberweisungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit um einiges leichter geworden. 

Corona als Zerreißprobe für Banken und Europa?

In ihrer Geschichte hat die Europäische Union schon einige Proben bestehen müssen. Schon mehrmals wurde gewarnt, dass sie kurz vor dem Aus steht. Derzeit befindet sich die europäische Gemeinschaft erneut in einer schweren Phase. Diese kann zur Zerreißprobe werden. Die Weltwirtschaft ächzt unter Corona. In Deutschland stapeln sich bei der staatlichen Förderbank KfW die Kreditanträge. 

Aber auch die Finanzindustrie selbst hat zu kämpfen. Kreditinstitute versuchen so gut es geht, die Zahlungsinfrastruktur aufrechtzuerhalten. Nicht nur deutsche Banken arbeiten im Corona-Krisen-Modus. In Deutschland schätzt man, dass Corona-bedingt rund 3.500 Filialen geschlossen werden. In diesen Tagen greift – auch vielleicht ein zuvor skeptischer Kunde – eher zum Online-Banking. Und Zahlungen mit Karte boomen.

Wird Corona zum realen Stresstest für die europäischen Banken? Was wird nach der Krise aus der persönlichen Beratung und dem Kontakt in der Filiale? Alle Banken müssen jetzt umdenken. Das heißt, nicht nur über neue Geschäftsfelder, sondern auch über Konsolidierungen und Kooperationen nachdenken. 

Reifeprüfung für europäischen Zusammenhalt

Zurecht sagte Finanzstaatssekretär Jörg Kukies schon im Februar 2020 im BANKINGNEWS-Interview: „Wir brauchen jetzt dringend einen Binnenmarkt für Bankdienstleistungen, der die Voraussetzung schafft, dass grenzüberschreitende Geschäftsmodelle erfolgreich werden können. Ob sie über Fusionen oder organisches Wachstum hergestellt werden, das ist dann wieder die betriebswirtschaftliche Entscheidung.“

Und weiter: „Aber im Moment ist ein Wettbewerbsnachteil Europas, dass wir Finanzierungen immer noch überwiegend nationalstaatlich organisieren und nicht paneuropäisch. Das ist ein massives Defizit der europäischen Volkswirtschaft gegenüber der amerikanischen oder chinesischen. Da müssen wir vorankommen.“

Kukies merkt auch an, dass dazu dringend ein regulatorischer Rahmen erarbeitet werden müsse. Nach wie vor gibt es auch keinen gemeinsamen Player in Europas Bankensektor, wie auch Thorsten Hahn, Gründer und Geschäftsführer vom BANKINGCLUB, in seinem Kommentar „Coronavirus: Wenn wir Europa wollen“ betont.

Hat Europa einfach zu viele Baustellen? Es sind sicher nicht wenige. Aber wenn die europäischen Banken sich einerseits – auch durch die Krise – ihren Aufgaben und ihrer Relevanz besinnen und andererseits in gewissen Bereichen umdenken, hat der europäische Bankensektor eine Chance, international mitzuhalten. Und wenn die europäischen Länder das gleiche tun, kann aus der Krise eine Reifeprüfung für Europa werden. 

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