PARIS, 22.1.2008. Ungewohnt scharf hat Jérôme Cazes, Chef des weltweit drittgrößten Kreditversicherers Coface, die internationalen Ratingagenturen und ihre Rolle bei der durch drittklassige US-Hypothekenkredite (Subprimes) verursachten Krise verurteilt. Während die Höchstnote “AAA“ im Unternehmensbereich nur für eine Hand voll Industriekonzerne vergeben worden sei, hätten die Ratinganalysten mehrere Tausend strukturierte Finanzprodukte mit Triple-A-Ratings etikettiert, die sich im Nachhinein als weitgehend wertlos erwiesen hätten. Damit sei den Investoren gegenüber ein Risikogehalt von annähernd Null signalisiert worden, obwohl die Ausfallwahrscheinlichkeiten in Wahrheit um ein Vielfaches darüber gelegen hätten. Im Zuge der anschwellenden Krise auf dem US-Markt hätten die Analysten erst zu einem Zeitpunkt reagiert, als schon seit längerem bekannt war, dass unerwartet viele Kreditnehmer ihre Schulden nicht mehr bedienen können. Die Ausfallraten waren also höher, als es die Analysten bei ihren Bewertungen der Verbriefungen, für die die Immobilienkredite als Sicherheiten dienen, angenommen hatten.
Blutbad in der Finanzindustrie
Namentlich Fitch Ratings, Moody“s Investors Service sowie Standard & Poor“s hätten mit ihren Fehlbewertungen bei Structured Finance-Produkten dazu beigetragen, dass "Subprimes ein Blutbad in der Finanzindustrie" angerichtet hätten, so Cazes bei einem Presseempfang in Paris. Der Coface-CEO kritisierte damit indirekt die eigenen Marktnachbarn, denn der Kreditversicherer bietet selbst umfangreiche Rating-Dienstleistungen an und ist in Frankreich eine staatlich anerkannte Ratinginstitution. "Wir bewerten jedoch ausschließlich Risiken, die wir auch verstehen und die wir anschließend versichern können", sagte Cazes. Finanzprodukte, die keine ausreichende Transparenz aufweisen könnten und in ihrer Komplexität nicht mehr nachvollziehbar seien, sollten kein Gegenstand von Ratinganalysen sein. Die Subprime-Krise habe zwar verhehrende Folgen für die Finanzindustrie an den Tag gelegt, die Weltwirtschaft sei allerdings nicht in gleichem Maße negativ berührt. So rechnet die Coface in einzelnen Ländern zwar mit Kreditverknappungen und Liquiditätsengpässen, nicht aber mit einer Kreditklemme. Ein Grundproblem besteht offenbar darin, dass viele institutionelle Investoren Risiken einkaufen, die sie selber nicht hinreichend bewerten können. Dafür werden Ratingagenturen engagiert, auf deren Urteil die Anleger sich nach vielen Seiten hin, insbesondere gegenüber den Shareholdern, berufen können. Unterm Strich entbindet die Zusammenarbeit mit einer Ratingagentur jedoch nicht von eigenem Research und eigener Risikobewertung. Hinzu kommt, das Computermodelle zur Bonitäts- und Portfolioanalyse zwar schon seit vielen Jahren existieren und auch bei der Ratingbewertung zum Einsatz kommen, die Risikoszenarien im Umfeld der Subprime-Krise aber schonungslos die Schwächen und Grenzen von Risikomodellen offen gelegt haben.
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