Insolvenzen – Noch immer keine Trendwende

Vergeblich hat man 2004 auf eine Trendwende bei den Unternehmensinsolvenzen in Deutschland gehofft – die aber blieb aus. Allerdings stiegen die Insolvenzzahlen nur noch um 0,3 % auf 39.600 betroffene Betriebe. Die Zahl der Privatinsolvenzen liegt mit 76.100 Betroffenen fast doppelt so hoch wie die Zahl der Unternehmenskonkurse und stieg im Jahresverlauf auch noch einmal…


Vergeblich hat man 2004 auf eine Trendwende bei den Unternehmensinsolvenzen in Deutschland gehofft – die aber blieb aus. Allerdings stiegen die Insolvenzzahlen nur noch um 0,3 % auf 39.600 betroffene Betriebe. Die Zahl der Privatinsolvenzen liegt mit 76.100 Betroffenen fast doppelt so hoch wie die Zahl der Unternehmenskonkurse und stieg im Jahresverlauf auch noch einmal kräftig um 25 % an. Diese Zahlen gab jetzt der Verband der Vereine Creditreform in Düsseldorf bekannt. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit knapp 40.000 Unternehmensinsolvenzen hinter Frankreich mit 40.042 auf Platz zwei des Gesamtpleitenrankings. Mit erkennbarem Abstand folgen Italien (17.457), Großbritannien (12.827) und Belgien (7.937), während Irland mit gerade einmal 321 Unternehmenspleiten im Jahr 2004 sogar noch unter dem Niveau der Stadt Düsseldorf liegt (390) und das positive Schlusslicht bildet. Von 2003 auf 2004 hat die Entwicklung der Insolvenzen in Westeuropa abermals um 1 % zugenommen. Ver-antwortlich für die immer noch steigende Zahl der deutschen Insolvenzen sind die westdeutschen Unter-nehmen: 30.200 Betriebe aus den alten Bundesländern meldeten Insolvenz an – 1,9 % mehr als 2003. In Ostdeutschland hingegen ist die Zahl der Unternehmenspleiten seit dem Jahr 2003 rückläufig: 9.400 Be-triebe mussten 2004 den Gang zum Insolvenzrichter antreten – 4,3 % weniger als 2003. “Im Kern ver-antwortlich für die Probleme ist die Finanzierung”, sagt Creditreform-Vorstand Prof. Dr. Helmut Rödl. Zwar gewinnen alternative Kapitalquellen zunehmend an Bedeutung, sie werden den klassischen Bank-kredit jedoch in Zukunft als Fremdfinanzierungsquelle Nummer eins nicht ablösen können. Ein Haupt-grund für das Versagen der gewünschten Kredite sei der Mangel an Sicherheiten und Eigenkapital, meint Rödl. Insbesondere für kleine und junge Unternehmen sei es schwierig, die Sicherheiten bereit zu stellen, die von Kreditinstituten verlangt werden. Und für Banken sei es ohne ausreichendes Eigenkapital und verwertbare Sicherheiten riskant, den erforderlichen Kredit zu gewähren. “Basel II setzt hier neue Akzen-te”, sagt Rödl. Gleichwohl gebe es aber einzelne Institute, die sich wieder stärker dem Mittelstand zuwen-deten. Eigenkapital dient aber nicht nur der Erlangung von Krediten, ihm kommt neben der Finanzie-rungsfunktion auch eine Rolle als Puffer zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen und konjunkturellen Schwächephasen zu. Gemeinhin wird nach Angaben von Creditreform eine Eigenkapitaldecke von mehr als 30 % im Verhältnis zur Bilanzsumme als stabil erachtet, auch wenn die Vergleichbarkeit der Eigenkapi-talquoten verschiedener Länder nur bedingt gegeben ist. Spanische und britische KMU seien verhältnis-mäßig gut mit Eigenkapital ausgestattet, so heißt es in der aktuellen Creditreform-Studie „Insolvenzen in Europa 2004/2005“, Deutschland dagegen liege mit durchschnittlich 7,5 % haftendem Eigenkapital am Ende der Tabelle, was mit dem hohen Insolvenzaufkommen korrespondiert. > Mehr Infos unter http://www.ratingaktuell-news.de <