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Banken als Anleiheemittenten: eine sichere Bank

Bankanleihen profitieren von strengeren Spielregeln. Anleger können bei Nachranganleihen von einem ausreichend hohen Eigenkapitalpuffer ausgehen.


Bank Treasuries

Die Bankenbranche hat viele Herausforderungen zu meistern: neben dem Niedrigzins und einer flachen Zinskurve, die die Erträge schmälern, sind besonders die Digitalisierung und eine strengere Regulatorik hervorzuheben. Doch in Herausforderungen liegen auch neue Chancen. Beispiel Regulatorik: Infolge der Finanzkrise von 2008 wurden eine Reihe von Vorschriften erlassen, mit denen die Sicherheit für Kunden von Finanzdienstleistern erhöht und damit gleichzeitig auch die Stabilität von Banken verbessert wurde. Diese Schritte haben wiederum zu einem besseren Standing der Finanzinstitute in der Öffentlichkeit und auf dem Kapitalmarkt geführt, das durch die Finanzkrise zuvor schweren Schaden erlitten hatte.

Wenn Anleger Geld an Banken leihen ­ in Form von Bankeinlagen oder beim Erwerb von Anleihen ­ müssen sie nicht mehr befürchten, die Katze im Sack zu kaufen, sondern können davon ausgehen, dass das Finanzinstitut einen ausreichend hohen Eigenkapitalpuffer hat, um wirtschaftlich schwierige Zeiten zu überstehen. Im Falle von Bankanleihen lassen sich zudem durch aktives Asset Management, das Opportunitäten in der Regulatorik gezielt ausnutzt, attraktive Renditen erzielen.

Rendite steigt mit dem Risiko

Ein wichtiges Prinzip des Investierens ist: Je mehr Risiko eingegangen wird, desto höher sollte die Belohnung in Form von Rendite ausfallen. Bei Anleihen ist eine höhere Rendite  möglich, wenn Gläubiger in Kauf nehmen, bei einer Insolvenz des Emittenten als letzter aus der Insolvenzmasse bedient zu werden. Dies ist bei Nachranganleihen der Fall. Um das höhere finanzielle Risiko zu steuern, hilft eine sorgfältige Unternehmensanalyse und die Selektion von Emittenten mit einer soliden Bonität.

In der Finanzkrise 2008 fielen manche Finanzinstitute wie Kartenhäuser in sich zusammen. Diese Erfahrungen haben zu höheren Anforderungen an die Stabilität und Transparenz von Kreditinstituten durch die Finanzaufsichtsbehörden geführt. Das im Jahr 2010 vom Basler Ausschuss der Bank für Internationalen Zahlungsaustausch (BIZ) verabschiedete und 2017 ergänzte internationale Regelwerk Basel III sollte ursprünglich ab dem 1. Januar 2022 in Europa final in Kraft treten. Aufgrund der Corona-Krise hat die BIZ angekündigt, den Start in Teilen auf 2023 zu verlegen. Den Banken werden zusätzlich noch weitere fünf Jahre Zeit eingeräumt, um die Änderungen selbst umzusetzen.

Basel III stärkt abermals Kernkapitalquote

Mit Basel III werden Banken dazu verpflichtet, ihre Kernkapitalquote auf 6 Prozent zu erhöhen sowie einen Kapitalpuffer vorzuhalten. So müssen Banken ihr hartes Kernkapital von 2 Prozent auf 4,5 Prozent ausweiten und einen Zusatzpuffer aufbauen, um ihr Ausfallrisiko in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu senken. Global systemrelevante Banken müssen zusätzlich je nach ihrem Grad der Systemrelevanz hartes Kernkapital in Hohe von 1,0 Prozent bis 3,5 Prozent der risikogewichteten Aktiva aufbauen.

Neue Liquiditätskennziffern und eine Verschuldungsobergrenze (Leverage Ratio) tragen zur weiteren Stabilisierung und Transparenz der Kreditinstitute bei. So soll beispielsweise die Net Stable Funding Ratio (NSFR) den strukturellen Liquiditätsbedarf offenbaren, was die langfristigen Finanzierungsquellen für Forderungen sicherstellen soll. Die sogenannte Output-Floor Regelung legt fest, dass intern kalkulierte Kreditrisiken nicht mehr als 27,5  Prozent von einem Standardwert abweichen dürfen.

Regeln vermindern Risiko, Sondereffekte erhöhen Rendite

Die verschärften Vorgaben an Finanzinstitute und die deutlich gestiegene Transparenz tragen also dazu bei, dass Anleger auch bei nachrangigen Bankanleihen ein spürbar reduziertes Risiko eingehen. Interessante Renditechancen ergeben sich aber auch durch das gezielte Ausnutzen von regulatorischen Sondereffekten. Änderungen der steuerlichen oder rechtlichen Rahmenbedingungen führen oft dazu, dass Anleihen vorzeitig zurückgezahlt werden.

So hat beispielsweise die spanische Großbank Santander 2019 die Kündigung einer nachrangigen Tier 1-Anleihe bekanntgegeben, da diese aufgrund regulatorischer Änderungen nicht mehr zum haftenden Eigenkapital hinzugerechnet werden kann. Diese Ankündigung hatte zur Folge, dass der Markt bei vielen anderen Anleihen von einer höheren Kündigungswahrscheinlichkeit ausging, was zu entsprechenden Kursgewinnen geführt hat.

Allein durch die Ankündigung sind diese Anleihen wieder in den Fokus geraten und bewegen sich seitdem unkorreliert zu den Gesamtmärkten Richtung pari (100) auf den Termin Ende 2021 gerechnet. Unterstützend hat die European Banking Authority (EBA) in einer Stellungnahme klargestellt, dass ein wesentlicher Teil der nachrangigen Anleihen ab Ende 2021 nicht mehr als Eigenkapital anrechenbar ist.

Grundvoraussetzung: Emittenten sorgfältig analysieren

Auch wenn sich hervorragende Renditemöglichkeiten ergeben und das Risiko bei Bankanleihen durch die strikten regulatorischen Vorgaben reduziert wurde, bedarf es einer sorgfältigen Analyse möglicher Anleiheemittenten, um weiter das Risiko gering zu halten. So können externe Ratings und die Eingrenzung des Anlageuniversums auf geringere Risikoklassen – kein Kauf von Anleihen mit einem Rating von CCC oder schlechter – das Risiko weiter eingrenzen. Auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, den sogenannten ESG-Ratings, trägt zu einer risikoreduzierten Ausrichtung des Portfolios bei.

Durch umsichtige Anleihenselektion und das Ausnutzen von regulatorischen Änderungen lassen sich somit mit nachrangigen Bankanleihen – und analog übrigens auch mit Bonds von Versicherungen – auskömmliche Renditen von 2 bis 3 Prozent über eine mehrjährige Laufzeit realisieren. Diese Rendite liegt über dem Durchschnitt von Anleihen-Indizes von Finanzinstituten mit einem Rating von mindestens B, der bei 1,67 Prozent liegt, und erst recht über dem Niveau von Staatsanleihen. Somit gilt die Devise: Rendite trotz relativer Sicherheit.