„Gute Köpfe ins Unternehmen holen“

Der Mann hat gut reden. Dr. Reinhard Krafft ist Geschäftsführer Rothschild & Co Vermögensverwaltung, ein Bereich der Finanzindustrie, der doch deutlich weniger von Disruption betroffen ist als viele andere Bereiche einer Bank. Kraftvoll sagt Krafft im BANKINGNEWS-Interview: „Ich glaube, wir werden schon allein aufgrund der ökonomischen Zwänge eine weitere Konsolidierung in der Bankbranche sehen.“ Und…


Dr. Reinhard Krafft, Geschäftsführer Rothschild & Co Vermögensverwaltung sprach im Interview über Konsolidierung in der Bankbranche. Jetzt im #Kassensturz.

Der Mann hat gut reden. Dr. Reinhard Krafft ist Geschäftsführer Rothschild & Co Vermögensverwaltung, ein Bereich der Finanzindustrie, der doch deutlich weniger von Disruption betroffen ist als viele andere Bereiche einer Bank. Kraftvoll sagt Krafft im BANKINGNEWS-Interview: „Ich glaube, wir werden schon allein aufgrund der ökonomischen Zwänge eine weitere Konsolidierung in der Bankbranche sehen.“ Und fügt hinzu: „Die Zahl der Bankfilialen, Regulatorik, Disruptionen, IT – all diese Themen führen zu Veränderungen der Struktur des Bankenmarkts.“

(Fast) jeder in der Branche weiß das. Aber was machen Manager der Traditionsbankhäuser? Sie halten mit aller Kraft (!) an lange Bewährtem fest. Konsolidierung? Steckt da nicht irgendwie „solide“ drin? Also, Konsolidierung – von lateinisch consolidare = „fest-“ oder „stark machen“, kurzum: solide sein. Kann das die Finanzindustrie nicht so gut wie andere? Okay, bitte jetzt nicht „Autoindustrie“ und „Schummel-Software“ erwähnen.

Wenn Konsolidierung nicht von innen kommt, kommt sie eben von außen. Zur Konsolidierung in der Finanzindustrie ein paar für sich sprechende Zahlen: Die Anzahl der Kreditinstitute sank von 2006 bis 2018 von 2.301 auf 1.783. Die Zahl der inländischen Bankfilialen verringerte sich laut Bundesbank-Statistik im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr „sehr deutlich“ um 2.239 auf 27.887. Das entspricht einem Rückgang von 7,4 Prozent. Die Zahl der Genossenschaftsbanken sank im gleichen Zeitraum auf 864 (minus 40 eigenständige Institute), ein Rückgang von 4,4 Prozent. Und die Zahl der Vollzeitstellen bei der größten deutschen Bank soll bis Ende 2022 auf weltweit 74.000 reduziert werden, von ehemals rund 100.000 Mitarbeitern. Vom Aktienkurs der Deutschen Bank wollen wir hier gar nicht reden.

Aber der Chef der Vermögensverwaltung von Rothschild in Deutschland sieht auch Positives. Als wir Dr. Reinhard Krafft gefragt haben, ob es schwierig ist „gute Köpfe ins Unternehmen zu holen“ und ob man Talente findet, sagte er wie aus der Pistole geschossen: „Ja, die findet man.“ Seine schnörkellose Begründung: „Der Bankenmarkt in Deutschland ist gut. In vielen Banken gibt es Menschen, die die Philosophie einer intensiven Kundenbeziehung verstehen. Solche Leute müssen wir suchen.“

Warum nur, liebe Bankmanager, nutzt ihr dieses Potenzial nicht so richtig?

Von Thomas Friedenberger

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