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Nachhaltige Investitionen: Der Weg ist frei

Mehr Nachhaltigkeit steht nicht erst seit gestern auf der Agenda von Bund, Ländern und Unternehmen. Nun hat der Bund die erste Grüne Anleihe begeben. Was heißt das jetzt für die Finanzbranche?


Im September begibt die Bundesregierung die erste Grüne Anleihe.

Das Thema Nachhaltigkeit hat noch einmal Fahrt aufgenommen. Und auch die kurzzeitige Erholung der CO2-Werte bedingt durch häufigeres Arbeiten im Homeoffice in der Corona-Pandemie hat gezeigt: Es ist im wahrsten Sinne des Wortes noch Luft nach oben, was Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit angeht. Ein wichtiges Signal setzte hier die Bundesregierung. Sie möchte im September 2020 erstmals eine Grüne Anleihe zur Förderung von ökologischen Projekten begeben.

Diese soll ein Mindestvolumen von vier Milliarden Euro haben und mindestens zehn Jahre laufen. Geplant ist außerdem, im vierten Quartal 2020 eine weitere Grüne Anleihe auszuschütten. Somit liege das Gesamtvolumen für das Jahr bei rund elf Milliarden Euro. 2021 sollen weitere Öko-Anleihen folgen.

Finanzstaatssekretär Dr. Jörg Kukies sagt dazu: „Wir können damit eine dauerhafte Begebung von grünen Wertpapieren gewährleisten und stellen sicher, dass wir eine Basis haben für weitere Emissionen.“ Kukies erklärt weiter, dass Investoren die Sicherheit haben, dass „grün drin ist, wenn grün draufsteht.“

Laut Bund sind Ausgaben von 12,7 Milliarden Euro aus sieben Ministerien identifiziert worden, die für eine Refinanzierung über die sogenannten Green Bonds infrage kommen.

Grüne Anleihe: Was soll gefördert werden?

Mit der ersten Grünen Anleihe leistet der Bund einen Beitrag für Klimaschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Denn das grüne Bundeswertpapier dient der Förderung von sauberen Verkehrssystemen, schadstoffärmeren Autos und soll den Übergang zu einer weitgehend mit erneuerbaren Energien arbeitenden Wirtschaft gewährleisten, wie Finanz- und Umweltministerium bekanntgaben. Im Fokus stehen Projekte aus den Bereichen Verkehr, Internationale Zusammenarbeit, Forschung, Innovation und Information sowie Energie und Industrie und Land- und Forstwirtschaft.

Das gesammelte Kapital soll bestimmte nachhaltige Projekte aus dem vergangenen Jahr finanzieren. Möglich wäre es aber auch, dass das Geld in entsprechende Vorhaben fließt, die bis zu drei Jahre alt sind.

Das ökologische Bundeswertpapier diene als Pendant („Zwillingsanleihe“) zu der konventionellen zehnjährigen Bundesanleihe. Es kann zu jedem Zeitpunkt in eine konventionelle Anleihe umgetauscht werden. Das gibt Investoren mehr Sicherheit, denn der Markt ist hier viel liquider. Noch ist der Markt für Green Bonds im Euroraum mit rund 300 Milliarden Euro relativ klein. Lediglich ein Zehntel davon fließt in Öko-Anleihen aus staatlicher Hand.

Grüne Welle in Banken?

Mit der Begehung der Grünen Anleihe nimmt Deutschland aber nicht wirklich eine Vorreiterrolle ein, andere Länder waren schneller. Auch in Unternehmen und Banken werden Öko-Anleihen bereits seit einiger Zeit emittiert. Das liegt auch an der kontinuierlich steigenden Nachfrage. Grün ist also in Mode – und das bedeutet, dass hier für die Banken ein Geschäft zu machen ist. Mit der ersten Öko-Anleihe des Bundes wird das Interesse sicherlich noch einmal steigen.

Einige Bankhäuser haben sich auch dem Thema Nachhaltigkeit bereits vollständig gewidmet. Etwa bei der GLS Bank, der Steyler Ethik Bank und der UmweltBank, aber auch bei der Evangelischen Bank, steht die ökologische Verantwortung oben auf der Agenda. Viele Kreditinstitute haben das „grüne“ Potenzial also erkannt. Und die, die es verschlafen, werden sich schwarz ärgern.

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