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Cerberus: Was machen die eigentlich mit Banken?

Cerberus, der „Höllenhund“, ist – gefühlt – überall dabei, wenn in Deutschland größere Zusammenschlüsse oder Firmenübernahmen auf der Tagesordnung stehen. Auch in der Finanzbranche ist der Finanzinvestor tätig. Ein kurzer Überblick über ein Unternehmen, das sich nur ungern in die Karten schauen lässt.


Viele stellen sich heute wahrscheinlich diese Frage: Was macht eigentlich Cerberus mit Banken?

Hier kommt die Millionen-Frage: Was haben Deutsche Bank, Commerzbank und die frühere HSH Nordbank (heute Hamburg Commercial Bank) gemeinsam? Richtig: Einer der maßgeblichen Investoren heißt Cerberus. Und das ist nicht irgendwer.

Schon allein der Name: Cerberus ist in der griechischen Mythologie der dreiköpfige „Höllenhund“ der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Alles klar? Tatsächlich soll – einer anderen „Überlieferung“ nach – dem Gründer von Cerberus Capital Management, Stephen A. Feinberg, das mehrköpfige Fabelwesen bei der Namensgebung Inspiration gewesen sein. Feinbergs Idee: Einer der drei Köpfe des mythologischen Vorbilds sei immer wach, so wie sein Unternehmen stets die Investitionen der Kunden „bewachen“ solle.

Die Gesellschaft wurde 1992 in New York gegründet. Feinberg, geboren am 29. März 1960, war damals gerade einmal 32 Jahre alt. Er legt großen Wert auf ein abgeschirmtes Privatleben und gibt keine Interviews oder lässt private Fotos zu. Allein schon das macht die Sache für manche spannend. Denn Feinberg hat beste Kontakte zur großen Politik (auch zum Immobilienkaufmann Donald J. Trump). John Snow, der frühere US-Finanzminister, ist seit 2006 Chairman von Cerberus. Auch der ehemalige US-Vizepräsident Dan Quayle ist für das Unternehmen tätig, heute als Senior Managing Director.

Cerberus als aktiver Akteur und Aktionär

In Deutschland eröffnete die Gesellschaft 2003 ein Büro in der Bankenmetropole Frankfurt (Leitung: COO David R. Knower). Seitdem gibt es kaum eine größere Transaktion in der Finanzbranche, bei der der Investor nicht als möglicher Interessent genannt wird. Was will also der „Höllenhund“ mit all den Banken(beteiligungen)? In erster Linie muss man wohl sagen: Geld verdienen. Dabei gilt Cerberus mindestens als „aktiver“, für viele eher als „aktivistischer“ Investor.

Die Commerzbankführung soll Cerberus unter Druck gesetzt haben – und setzte nach Medienberichten Finanzstaatssekretär Jörg Kukies als Vertreter des Bundes, der wie Cerberus Großaktionär bei der Commerzbank ist, darüber einen Tag früher als alle anderen in Kenntnis. Außerdem soll Cerberus die (zunächst gescheiterte) Fusion von Deutschlands größter und zweitgrößter Bank, Deutsche- und Commerzbank, als wesentlicher Akteur (und an beiden Banken beteiligter Aktionär) betrieben haben.

Die frühere HSH Nordbank, die mit staatlichen Mitteln in Milliardenhöhe gerettet werden musste, kaufte ein Konsortium von Finanzinvestoren um Cerberus. Nach einer Restrukturierung mit kräftigem Stellenabbau heißt das Institut heute Hamburg Commercial Bank. Und über die österreichische BAWAG-Bank, deren Anteile Cerberus allerdings wieder – mit beträchtlichem Gewinn – weitgehend verkauft hat, hatte das Unternehmen Einfluss auf weitere Finanzdienstleister in Deutschland.

Cerberus kennt also die dreisäulige Finanzbranche in Deutschland sehr gut. Und Gründer Stephen A. Feinberg ist für seinen harten Verhandlungsstil bekannt, manche sagen berüchtigt. Man darf also gespannt sein, wann und wo der amerikanische „Höllenhund“ in Deutschland wieder „aktiv“ wird. Bankmanager hierzulande sollten vor allem eins sein: wachsam. Denn Cerberus schläft nie.

Von Thomas Friedenberger

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