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1853: Die Großbanken kommen

Das 19. Jahrhundert ist das Zeitalter der Industrialisierung. So wurden in dieser Zeit zahlreiche wirtschaftliche Grundlagen gelegt, die heute selbstverständlich sind – zum Beispiel Aktienbanken.


Grafik Daily Zeitreise 1853 Die ersten deutschen Großbanken entstehen

Beschäftigt man sich mit dem 19. Jahrhundert, wird man wohl um einen Namen nicht herumkommen: Napoleon. Ein angeblich kleiner Mann mit großen Komplexen, der 1805 Kaiser wurde. Zehn Jahre später hatte man dann aber im Wiener Kongress sozusagen auf „Reset“ gedrückt: Systeme wurden neu geordnet, Grenzen verschoben und auch das Bankwesen erfand sich neu, die Zeit des Großbanken-Systems war da.

Nach dem Sieg über Napoleon Bonaparte tat sich einiges in Europa. Besonders in der zweiten Hälfte zählte allein der Blick nach vorne. Der Fortschrittsgedanke war allgegenwärtig.

Doch zunächst hing das Bankwesen noch ein wenig hinterher, von Fortschritt war nicht viel zu spüren. Es gab noch kein einheitliches Währungssystem, erst mit dem Bankgesetz 1875 kam Ordnung ist das Währungschaos. Auch hatten bislang Privatbankiers hier die Zügel in der Hand.

Auf dem Weg zum Großbanken-System

Veränderung musste her. Das Bankwesen sollte so umgestaltet werden, dass es der Industrialisierung förderlich war. So war die Gründung von Aktienbanken ein logischer Schritt. Die Entwicklung begann 1848 in Köln mit dem Schaaffhausen’schen Bankverein.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Großbanken-System wurde in Darmstadt gelegt, der Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen. Hier entstand die Bank für Handel und Industrie, die erste deutsche Bank, die bewusst als Aktienbank geschaffen wurde.

Nach dem Schaaffhausen’schen Bankverein war sie also das zweite als Universalbank ausgelegte Finanzinstitut. Unter der Firma „Bank für Handel und Industrie“ als Aktiengesellschaft gegründet, erteilte ihr die Großherzogliche Regierung die Konzession im April 1853. Wenig später konnte der normale Bankbetrieb aufgenommen werden.

Als Schwesterinstitut wurde 1855/56 die Bank für Süddeutschland gegründet, eine Notenbank. Sie stand unter der gleichen Leitung wie die Bank für Handel und Industrie. Die Bank nahm Depositen entgegen, emittierte Staatsanleihen und war Finanzier für Industrie. So war sie auch Gründungsbank für verschiedene Industriegesellschaften.

Ab den 1870er Jahren wurden Filialen in Berlin, Stettin und Hannover eröffnet. Der Hauptsitz wurde von Darmstadt nach Berlin verlegt. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Filialen in Düsseldorf, München und Nürnberg hinzu, nach der Hyperinflation und der Ära der Papiermark folgten viele weitere Filialeröffnungen.

Bank mit Vorbildfunktion

1922 schloss sich die meist als „Darmstädter Bank“ bezeichnete Bank für Handel und Industrie mit der Bank für Süddeutschland, ihrem Schwesterinstitut, zusammen und fusionierte mit der Nationalbank für Deutschland. Fortan firmierte sie als Darmstädter und Nationalbank (Danatbank) und war so das zweitgrößte Finanzinstitut in Deutschland. 1931 geriet sie in eine schwere Krise und wurde 1932 auf Drängen der Regierung mit der Dresdner Bank fusioniert.

Feststeht: Die Gründung der Bank für Handel und Industrie fungierte als Startschuss für die Gründung anderer Aktienbanken wie etwa der Deutschen Bank. Die Ende des 19. Jahrhundert gegründeten Aktienbanken wurden zu Beginn des folgenden Jahrhunderts zu klassischen Universalbanken.

Während der Industrialisierung entstanden einige Kreditinstitute, wie auch die Badische Bank, die nach einigen Fusion heute als unselbstständige Anstalt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) firmiert, und die Commerzbank, die – ebenso wie die Deutsche Bank2020 ihr 150. Bestehen feiert.

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