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Afrikanische Fintechs: Eine Erfolgsgeschichte (Teil I)

Die Investitionszahlen sprechen für sich. Keine andere Branche des afrikanischen Kontinents kann mit dem Wachstum der Fintechs mithalten. Doch wie sicher und wie nachhaltig ist der Boom?


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In den letzten Jahren sind afrikanische Fintechs in den Fokus internationaler Investoren gerückt. Sie knüpfen an das Erfolgsversprechen schnell wachsender Märkte an, denn das Potenzial ist riesig: Nirgendwo sonst leben so viele Menschen ohne direkten Zugang zu einem Bankkonto.

Und obwohl Not erfinderisch macht und täglich neue digitale Lösungen hinzukommen, ist das Gesamtvolumen der Investitionen verglichen mit anderen Weltregionen immer noch überschaubar. Je nach Schätzung konnten afrikanische Fintechs 2021 bis zu 3,3 Milliarden Dollar an Fremdkapital akquirieren. Es lohnt sich also genauer hinzuschauen.

Eine afrikanische Erfolgsgeschichte

Der Aufstieg der afrikanischen Fintech-Unternehmen ist Teil eines größeren Booms. Seit dem Ende der 2010er-Jahre steigen die Investitionen in die gesamte afrikanische Start-up-Szene. Alleine zwischen 2019 und 2021 hat sich die Menge der Investitionen mehr als verdreifacht. Während 2019 noch 1,3 Milliarden Dollar für Start-ups aufgewendet wurden, waren es im Jahr 2021 bereits 4,6 Milliarden Dollar.

Fintech-Unternehmen trugen einen gehörigen Teil zu dieser Entwicklung bei. Ihr Anteil an den Investitionen in Start-ups erhöhte sich im selben Zeitraum von etwa einem Drittel auf mehr als die Hälfte. Damit befinden sich sowohl die absoluten als auch die relativen Zahlen deutlich im Aufwind. Diese Stärke lässt sich darüber hinaus an einem weiteren Verhältnis ablesen: Circa 70 Prozent der Fintechs, die von Investitionen profitieren, sind ebenso Start-ups.

Insgesamt muss die Datenlage allerdings mit Vorsicht betrachtet werden, da es keine einheitlichen Standards bei der Erfassung gibt. Der Umfang der Investitionen basiert auf Annäherungen, die je nach Quelle variieren. Faktoren wie das Venture Capital oder verdeckte Zahlungen fallen hier ins Gewicht.

Zentrale Auslöser für den Aufwärtstrend sind der Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie die Integration digitaler Dienste in den Alltag. Bargeldlose Finanztransaktionen sind diesbezüglich ein aussagekräftiger Indikator. Hieran lassen sich Fähigkeit und Bereitschaft, an der digitalen Finanzwelt teilzuhaben, ablesen. Afrikas Adoptionsrate liegt im Mobile Payment weit über den europäischen Werten. So griffen dem World Economic Forum zufolge 84 Prozent der kenianischen und 60 Prozent der nigerianischen Internetnutzer darauf zurück. Zum Vergleich: Polen ist mit 36 Prozent Europas Spitzenreiter.

Von Einhörnern und Aufsteigern

Diese Entwicklung ist jedoch – wie der Fintech-Boom insgesamt – unterschiedlich ausgeprägt und unterliegt bestimmten Limitationen. Einerseits ist die Entstehung der Fintechs weitestgehend auf fünf Länder beschränkt. Die große Mehrheit stammt aus Ägypten, Ghana, Kenia, Nigeria oder Südafrika. Andererseits sind die Investitionen auf eine geringe Zahl an Unternehmen begrenzt. Aus einem Feld von über 700 sind es etwa 20 Start-ups, die nahezu das gesamte Fremdkapital unter sich aufteilen.

Dabei drängen besonders amerikanische und chinesische Investoren in den Markt. Neben Holdings und Hedgefonds sehen die Payment-Riesen Visa, Stripe und Mastercard sowie Alipay ihre Chancen. Sie unterstützen einzelne Unternehmen mit großen Summen, um Marktführer zu etablieren und Börsengänge vorzubereiten. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass die bisherigen Fintech-Einhörner Flutterwave, OPay, Fawry, Interswitch, Wave und Chipper Cash alle dem Bereich Payment zuzuordnen sind.

Bei der Auswahl der Kooperationspartner sind auch technische Besonderheiten relevant. Im Falle OPays hängt das chinesische Interesse etwa mit der Koppelung an den Opera-Browser zusammen. Dieser ist nicht nur stark im nigerianischen Markt verbreitet. Seit seiner Übernahme 2016 befindet sich Opera ebenfalls in chinesischer Hand.

Es bleibt abzuwarten, ob sich das Wachstum auch auf andere Felder ausweitet. Derzeit spricht vieles dafür, dass Neobanken wie FairMoney, die Kuda Bank oder die Tymebank vom Aufstieg des digitalen Zahlungsverkehrs profitieren können. Inwieweit sich die Erfolgsgeschichte hier replizieren lässt, dürfte auch von der Fähigkeit abhängen, starke Partner zu finden.

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