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Commerzbank und kein Ende

Eine (neue) Strategie, drei (neue) Weggänge, 10.000 Stellen und rund 400 Filialen weniger? Das Karussell um die Commerzbank und ihre „Marke“ comdirect steht nicht still. Jetzt wird noch an den Preisen gedreht. Eine kleine Commerzbank-Chronologie.


Knof, Commerzbank, Geschäftszahlen und Personalwechsel

So richtig ruhig wird es nicht um die Commerzbank. Im Nachrichtenüberblick der letzten Tage (und Wochen) hat das Kreditinstitut einigen Platz beziehungsweise Schlagzeilen eingenommen. Zunächst war lange Zeit nicht klar, wer Martin Zielke im Amt des Vorstandsvorsitzenden beerbt. Zielke musste ja in Folge der Cerberus-Kritik das Feld räumen und nahm den Aufsichtsratsvorsitzenden Stefan Schmittmann direkt mit. Im September 2020 ging dann auch noch Vorstandsmitglied Michael Mandel. Mittlerweile ist die Zielke-Nachfolge bekanntlich geklärt: Seit dem 1. Januar 2021 ist Manfred Knof im Amt.

Wollte Zielke 2020 aus der Commerzbank eine neue Bank machen, hat der „harte Sanierer“ Knof 2021 offenbar noch Größeres vor. „Unser Ziel ist es, die Bank nachhaltig profitabler zu machen“, ließ Knof verlauten und restrukturiert und baut um, was das Zeug hält.

Kaum auf dem Chefsessel, kündigte er an, eine Neuverteilung der Zuständigkeiten im Vorstand vorzunehmen. Sich selbst machte er für das Ressort „Group Strategy, Transformation & Sustainability“ verantwortlich. Auf Deutsch bedeutet das: Der neue Chef überwacht die Strategie und achtet auf das zukunftsträchtige Thema Nachhaltigkeit (bei dem man sich auch wunderbar ins grüne Licht rücken kann).

Weiterhin plante und plant der ehemalige Deutsch-Banker weitreichende Transformationen. Und das heißt auf Deutsch: Einschnitte. „Das wird kein bequemer Weg sein, und ohne Zweifel wird die Transformation, die wir brauchen, auch mit noch mehr harten Entscheidungen und weiteren Restrukturierungsmaßnahmen verbunden sein“, war in einem Brief von Knof an die Commerzbanker zu lesen.

Knof und die Commerzbank-Strategie 2.0

Im Februar 2021 gab der neue Commerzbank-Chef dann bekannt, dass er nicht nur kräftig einsparen will, sondern konkretisierte seine Pläne hinsichtlich des Digitalisierungskurses der Bank. Das ganze Geschäftsmodell soll neu ausgerichtet werden. Das Privat- und Unternehmerkundengeschäft sollen tiefgreifend umgebaut werden. Das Ziel sei „eine attraktive Kombination aus leistungsstarker Direktbank und erstklassigem Beratungsangebot.“ So lautet zumindest der Plan, welchen Knof bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2020 bekanntgab.

Die vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2020, die die Bank Anfang Februar vorlag, lauten: Operatives Ergebnis minus 233 Millionen Euro, Konzernergebnis knapp minus 2,9 Milliarden Euro. Manfred Knof möchte, dass das Betriebsergebnis bis 2024 auf 2,7 Milliarden Euro steigt. Insgesamt sind Kosteneinsparungen von 1,4 Milliarden Euro geplant. Immerhin soll es dafür auch keine Boni für Vorstände geben.

In einem Atemzug wurden weitere Filialschließungen bekannt gegeben: Von aktuell 790 wird die Zahl auf 450 Standorte reduziert. Entsprechend werden die Vollzeitstellen im Konzern von 39.500 auf 32.000 verringert. Insgesamt plant die Commerzbank bis 2024 einen Abbau von 10.000 Vollzeitstellen.

Beratungsleistungen scheinen eher vermögenden Kunden vorbehalten zu sein. Sie sollen an 220 dieser Standorte eine umfassende, persönliche Betreuung erhalten. Das Kreditinstitut möchte ab sofort vermehrt mit vermögenden Kunden und Unternehmenskunden im Private Banking und Wealth Management intensiver Geschäfte machen. Vom Aktienhandel hingegen verabschiedet man sich im Geldhaus.

Nebenbei sagte der Vorstandsvorsitzende bei der Vorstellung der Ergebnisse, dass er die Stärken der comdirect und der Commerzbank enger zusammenbringen möchte. So plant man, digitale Beratungsleistungen zu stärken. Durch die effiziente Nutzung von Daten sollen Kunden „im richtigen Moment und über den richtigen Kanal“ bedarfsorientierte Lösungen erhalten.

Commerzbank-Comdirect-Chaos

Apropos comdirect: Mit Blick auf die ehemalige Tochter, nun eine Marke der Commerzbank, zeigt sich, dass hier auch gerade einiges im Fluss ist. Weggeschwommen sind nämlich nicht nur Frauke Hegemann und Dietmar von Blücher, sondern nun auch Matthias Hach. Der Manager ist seit November 2020 Bereichsvorstand Marketing, Digital Banking & Brokerage bei der Commerzbank. Bei der comdirect war er von 2018 an im Vorstand. Hach geht bis Ende Februar 2021 und wechselt zur wallstreet:online AG. Dort wird er ab 1. März den Vorstandsvorsitz übernehmen. Passend, denn Brokerage kann Hach. Sein ehemaliges Amt übernimmt dann Alena Kretzberg, die vorher als Bereichsvorständin Group Digital Transformation & Strategy im Kreditinstitut tätig war.

Da Matthias Hach es nun Frauke Hegemann und Dietmar von Blücher gleichgetan hat und die comdirect verlässt, sind alle Vorstände der Verschmelzung comdirect-Commerzbank außer Haus.

Aber das ist noch immer nicht alles, was im Kreditinstitut Neues passiert ist. Eine Restrukturierung gibt es auch im Konto-Modell der comdirect. Das kostenlose Girokonto ohne Bedingungen ist passé. Für Privatkunden muss einer von bestimmten Faktoren erfüllt sein, damit die Kontoführung ab sechs Monaten nach der Eröffnung weiterhin kostenlos bleibt. Unter die Glücklichen fallen zum Beispiel Studierende oder Auszubildende unter 28 Jahren. Damit reiht sich nun auch die comdirect in die (lange) Reihe der Konto-Gebühren-Erhöher ein.

Ob erhöhte Gebühren, Personalabbau und Filialschließungen wirklich der richtige Weg durch die Commerzbank– und die Corona-Krise sind? Mal schauen. Zumindest sorgt das Geldhaus für ausreichend Gesprächsbedarf. Und langweilig wird es im Kreditinstitut und seiner integrierten Tochter sicher nicht.

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