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Michael Burry – der Mann, der die Krise kommen sah

Vom Tellerwäscher zum Millionär? Das übliche Sprichwort, das symbolisch für sozialen Aufstieg steht, greift für diesen Mann nicht. Er wurde vom Arzt zum millionenschweren Investor. Hier gibt es mehr zu ihm und die Geschichte seines legendären Shortsells.


Michael Burry The Big Short

Dieser Tage sind einige Diskussionen über Shortselling im Gange, nicht zuletzt auch Dank des GameStop-Hypes und seiner Folgen. Einer der größten und bekanntesten Short-Sells der Geschichte ereignete sich 2008, dem Jahr der Finanzkrise. Denn ein Mann sah bereits 2005 eben diese Krise kommen. Doch damals wollten die Banken ihm nicht glauben. Und so tat er sich mit anderen „Vorausahnern“ zusammen und spekulierte gegen den amerikanischen Immobilienmarkt – mit massivem Erfolg. 

Diese Geschichte klingt wie ein Film – ist sie auch. „The Big Short”, Oscar-Kandidat aus dem Jahr 2015 und starbesetzt. Anders als manch anderer Film, hält sich „The Big Short” eng an die wahren Begebenheiten. Warum auch etwas überdramatisieren und erfinden, wenn es schon spektakulär genug ist. Manchmal schreibt das Leben eben doch die besten Geschichten.

Zur Realitätsnahe des Films trägt auch die Tatsache bei, dass der Film – wie so oft – auf einem Buch basiert. Der Autor, Michael Lewis, ist nicht nur Finanzjournalist, sondern auch ehemaliger Banker. Vielleicht auch deshalb gelten Buch und Film als besonders entlarvend für die Finanzbranche. 

Michael Burry, ein Investor mit gutem Gespür

In „The Big Short“ wird Michael „Mike“ Burry vom Oscar-prämierten Schauspieler Christian Bale verkörpert. Der reale Investor wurde am 19. Juni 1971 in San Jose, Kalifornien geboren und wuchs daher im Silicon Valley auf. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und Medizin an der University of California (UCLA) und graduierte an der Vanderbilt University School of Medicine. 

Anschließend begann er die Facharztausbildung am Stanford University Medical Center, tauschte dann aber lieber Medizin- gegen eine Investor-Karriere und gründete 2000 seinen eigenen Hedgefonds namens Scion Capital. Bereits während seines Studiums gehörte das Investieren zu seinen „Hobbies“. Das betrieb er so erfolgreich und bewies bei verschiedenen Gelegenheiten ein gutes Gespür, sodass etwa das Unternehmen Vanguard oder der renommierte Investor Joel Greenblatt auf ihn aufmerksam wurden. Ein guter Fang, denn Burry sammelte viel Geld für die dicken Fische. Ende 2004 waren es 600 Millionen US-Dollar, die Burry verwaltete. 

Bereits vor seinem großen Coup 2008 erkannte Burry das Platzen einer Blase noch rechtzeitig: Als die Internetblase ihr Zenit erreicht hatte, verkaufte der Investor überbewertete Tech-Aktien leer. 

Er selbst sagt, dass er sich bei seinen Investment immer auf das Buch Security Analysis von Benjamin Graham und David Dodd, erschienen ist es im Jahr 1934. Doch es scheint immer noch Gültigkeit zu besitzen, denn nicht nur Burry verlässt sich bei seinen Investitionen darauf, sondern auch Warren Buffett.

Burry und der Big Short

2005 begann Burry, sich auf den Subprime-Markt zu konzentrieren. Er bemerkte große Unregelmäßigkeiten und erkannte, dass der Markt unhaltbar ist. Denn was war passiert? Acht Jahre wollten Anleger vom Platzen der Internetblase nichts mehr wissen und die Aktienkurse erreichten Hochstände. Man nehme noch niedrige Zinsen und herauskam ein Immobilienboom. Wertsteigerungen von 50 Prozent waren keine Seltenheit und viele wollten in die eigenen vier Wände. 

Auch für große Kreditgeber ein lukratives Geschäft, sie vergaben jene fleißig und verwandelten diese auch in Wertpapiere. An diesen sogenannten Mortgage Backed Securities (MBS) verdienten die Banken reichlich. Ein amerikanischer Traum für alle wurde wahr. 

In einigen Fällen zahlten Kreditnehmer geringe oder gar keine Anzahlungen für Hypotheken. Doch da die Zinsen ab 2004 stiegen, war es eher ein Ding der Unmöglichkeit, dass sie diese zurückzahlen konnten. Man ging aber davon aus, dass diese zurückgezahlt werden können. Burry bemerkte, dass das ein Fehlschluss war und warnte seine Investoren – stieß aber meist auf taube Ohren. Schlussendlich wette er also gegen den amerikanischen Immobilienmarkt und ging um einiges reicher daraus hervor. 

Denn ab 2005 gingen die Preise dann auch zurück. Schlussendlich platzte die Blase dann mit einem lauten Knall 2007. Was folgte war eine Weltwirtschaftskrise mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers als Höhepunkt der Finanzkrise am 15. September 2008 – und sicherlich ein lachender Michael Burry mit einem „Ich habe es euch ja gesagt“-Grinsen im Gesicht.

Kommt die nächste Krise?

Das war 2008. 2020 kam Corona. Das Virus wütet 2021 immer noch, aktuell machen den Deutschen vor allem die „Mutanten“ sorgen. Die Niedrigzinsphase hält beharrlich an und die Angst vor einer Pleitewelle steigt nahezu täglich. Besonders in den USA hat COVID-19 gravierende Folgen auf Gesellschaft und Wirtschaft gehabt.

Die berechtigte Frage: Stehen wir aktuell nicht eigentlich vor einer weiteren Finanzkrise, auch wenn diesmal die Banken nicht den Großteil der Verantwortung tragen? 

Michael Burry hat sich auch in der aktuellen Krise zu Wort gemeldet. In einem Tweet warnte er vor einer Inflation und prognostiziert der Tesla-Aktie einen enormen Kursverfall nach ihrem Höhenflug. Ob Michael Burry auch diesmal Recht hat? Immerhin ist sein Twitter Handle „Cassandra“, wie die mythologische Figur mit der Gabe der Weissagung – der auch niemand glauben wollte.

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