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EZB sieht Gefahren für Finanzsystem

Internationale Handelskonflikte, Probleme mit Schwellenländern und ein sturköpfiges Italien: Die Währungshüter in Frankfurt warnen in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht vor erhöhten Abwärtsrisiken für das weltweite Wachstum.


Nachdem bereits die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht eisige Zeiten auf die deutsche Wirtschaft zukommen sah, vermag auch die Europäische Zentralbank kein schöneres Wintermärchen zu erzählen.

Diese legte gestern ihren eigenen Finanzstabilitätsbericht vor und warnte darin vor allem vor steigenden Abwärtsrisiken für das weltweite Wachstum. Das ernüchternde Fazit: „Angesichts hoher Bewertungen und geringer Risikoprämien wird das Finanzsystem verwundbarer“.

Vier zentrale Problemfelder

Wie aus einer Präsentation der EZB hervorgeht, betrachtet sie über einen Zeitraum von zwei Jahren dabei besonders vier zentrale Entwicklungen mit Sorge: Einen ungeregelten Anstieg globaler Risikoprämien, die zunehmende Verschuldung einzelner Länder, eine schwache Profitabilität der Banken sowie Kapitalabflüsse aus Investmentfonds.

Ein sich zunehmend durchsetzender Protektionismus könnte laut EZB die finanzielle Stabilität in der Eurozone genauso gefährden wie ein ungeordneter Brexit oder die anhaltenden Konflikte mit Sorgenkind Italien. Auch wenn sich die Turbulenzen der italienischen Finanzmärkte noch nicht nennenswert auf andere Euroländer übertragen hätten, sei die Lage insgesamt doch schwieriger geworden. Hinzu kommt ein Einbruch europäischer Bankaktien um bis zu 37 Prozent, welcher auf Überkapazitäten in bestimmten Märkten und hohe Kosten zurückgeht sowie auf den Umstand, dass die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Institute nach wie vor nicht deren Kapitalkosten decke, so die EZB.

Immobilienkredite überbewertet

Genauso wie die Deutsche Bundesbank kritisiert auch die EZB im Privatsektor vor allem überbewertete Immobilienkredite, immerhin machen diese allein in Deutschland über die Hälfte aller Darlehen an Privathaushalte und Unternehmen aus: „Wir glauben mittlerweile, dass es eine leichte Überbewertung gibt“, zitiert das Handelsblatt EZB-Vize Luis de Guindos. Trotzdem lägen für eine generelle Überhitzung des Marktes noch keine nachhaltigen Anzeichen vor.

Eurozone ist gewappnet

Positiv hingegen bewerteten die Währungshüter vor allem die wachsende Wirtschaft und eine verbesserte Widerstandsfähigkeit des Bankensektors. Diese hätte „die Finanzstabilität der Eurozone weiter gesteigert“. Auch die Ergebnisse des jüngsten EBA Stresstests wurden gewürdigt. Hiernach sind Finanzhäuser der Eurozone ausreichend gegen schlechte Szenarien gewappnet. Außerdem sei ein Rückgang fauler Kredite zu verzeichnen, welche sich im Vergleich zum Jahr 2014 nahezu halbiert hätten.