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Studium und Promotion, MBA mit Auslandserfahrung – Welcher Karriereverlauf verspricht den gewünschten Erfolg? Studium, wissenschaftliche Assistenz in der Forschung und Promotion. So sieht der Lebenslauf der meisten Topmanager deutscher Unternehmen aus. Und genau diese breite akademische Ausbildung der deutschen Führungskräfte hat sich als Wettbewerbsvorteil etabliert. Allerdings setzen die aktuellen Führungskräfte auf ganz andere Merkmale in…


Studium und Promotion, MBA mit Auslandserfahrung – Welcher Karriereverlauf verspricht den gewünschten Erfolg?

Studium, wissenschaftliche Assistenz in der Forschung und Promotion. So sieht der Lebenslauf der meisten Topmanager deutscher Unternehmen aus. Und genau diese breite akademische Ausbildung der deutschen Führungskräfte hat sich als Wettbewerbsvorteil etabliert. Allerdings setzen die aktuellen Führungskräfte auf ganz andere Merkmale in ihrem Nachwuchs.

Eine aktuelle Studie von Roland Berger und der Universität Innsbruck hat die Bildungswege von Vorständen und deren Erwartungen an den Nachwuchs untersucht. Dazu wurden die Bildungswege von 181 Vorstandsmitgliedern aus Unternehmen des Deutschen Aktienindex analysiert. Die Ergebnisse sind eindeutig: 90 Prozent der Topmanager haben einen Universitätsabschluss, rund die Hälfte von ihnen hat im Anschluss promoviert. Nur die wenigsten haben während der Studienzeit einen Nebenjob oder Praktika gemacht. Rund 87 Prozent haben sich voll auf ihr Studium konzentriert. Nur jeder zehnte aus der Generation hat selbst eine internationale Managementausbildung mit einem MBA abgeschlossen und frühzeitig Auslandserfahrung gesammelt.

All jene offensichtlich erfolgsversprechenden Leistungsmerkmale scheinen für die zukünftigen Manager nicht mehr wichtig zu sein. Die aktuellen Führungskräfte erwarten von den derzeitigen Aspiranten praktische Erfahrungen (80 Prozent) und Auslandsaufenthalte (63 Prozent). Erfahrung in Wissenschaft und Forschung machen Platz für ein schnelles Studium mit Diplom oder einem MBA (67,6 Prozent). Das zeigt, dass Topmanager selbst um einiges besser ausgebildet sind, als sie es vom Nachwuchs erwarten. Gleichzeitig befürchten Top Manager aber auch, dass ihre „High Potentials“ durch die standardisierte Ausbildung einander sehr ähnlich sind. Es bleiben standardisierte Typen mit standardisierten Ideen und standardisierten Problemlösungen. Ein schnelles Master-Studium bietet eben nicht den gleichen konzeptionell fundierten Hintergrund, wie eine Promotion.

Die Studie hat außerdem gezeigt, dass Auffälligkeiten im Lebenslauf besonders selten sind. Zwar sind unternehmerisches Denken und Kreativität gefragt, aber in den Lebensläufen aktueller Führungskräfte kaum zu finden. Nur 5 Prozent der Manager stechen mit einem nichtlinearen Lebenslauf heraus, nur rund 4 Prozent aller befragten Manager haben in ihrem Leben eine eigene kreative Geschäftsidee umgesetzt.

Ein Blick auf die Vorstandsvorsitzenden von Banken zeigt, dass dort beide Karriereverläufe zusammentreffen und Erfolg bringen. Dr. Theodor Weimar, Vorstandssprecher der UniCredit, hat es gemacht, wie die Mehrheit der aktuellen Topmanager: studiert, geforscht, promoviert. Josef Ackermann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, dem einzigen DAX-Unternehmen unter den drei Banken hat ebenfalls den klassischen Weg gewählt und promoviert. Ein Repräsentant des heutzutage erwarteten Studienverlaufs ist Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender von der Commerzbank. Nach seiner Banklehre hat er BWL studiert und schließlich seinen MBA an der University of Chicago erworben.

Ohne Zweifel steigen die Anforderungen an junge Bewerber. Die Erwartungshaltung heute an junge High Potentials lautet: schnelles, erfolgreiches Studium mit MBA und ausgezeichneten Noten, langjähriger praktischer Erfahrung und mehrere Auslandsaufenthalte, spätestens bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres. Schier unmöglich! Doch wie kann man die hohen Erwartungen an den Nachwuchs rechtfertigen, wenn ein ganz anderer Lebenslauf offensichtlich auch erfolgsversprechend ist? Was fehlt, ist nicht ein einheitlicher Lebenslauf für Nachwuchskräfte, sondern mehr Varianzen in Lebensläufen. Man sollte nicht von einem Extrem ins andere fallen.

Foto von Nicole Waring – www.istockphoto.de