Kulturwandelverordnung

Kick-offs, laxe Kleiderordnung und das Duzen mögen dieser Tage im Trend liegen. Doch einen Kulturwandel kann man nicht befehlen wie das Sommer-Outfit bei der Bundeswehr.


Hand befiehlt Wandel an Mitarbeiter
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Der verbale Startschuss für das Projekt „Kulturwandel 4.0“ fiel mit dem Angebot des Otto-Chefs Hans-Otto Schrader, sich per Du bzw. mit seinem Spitznamen Hos ansprechen zu lassen – das war 2016. Viele Unternehmen sind dem Beispiel gefolgt. Bei so manchem, wie etwa Daimler, beließ man es bei einer Lockerung der Kleiderordnung. Auch bei Aldi Nord darf die Krawatte mittlerweile im Schrank bleiben. Ob diese Aktionen indes einen Wandel auslösen, darf durchaus bezweifelt werden. Das Du suggeriert nur Nähe, während Hierarchie, Controlling und Zielvorgaben meist bestehen bleiben. Als Michael Mandel von der Commerzbank im März 2017 zur Eröffnung der Agentur Neugelb in Berlin bei seinem Einstiegsvortrag die Krawatte auszog, kommentierte er das mit dem Satz: „Keine Krawatte macht noch keine Digitalisierung.“ Wie recht er hatte.

Dennoch braucht es gerade in unserer Branche einen deutlichen Ruck in Sachen Kultur. Zwar wird uns dieser Tage wieder suggeriert, dass man die Besten der Branche nur mit Milliarden-Boni im Unternehmen halten kann, die Realität außerhalb tradierter Bürotürme lehrt uns das Gegenteil. Mitarbeiter wollen mit Sinn selbstverantwortlich arbeiten, und zwar in einer Umgebung, in der man Neues probieren darf und Scheitern nicht direkt mit einem Rausschmiss endet. Nur so sind die über 1.000 Fintech-Start-ups in der DACH-Region zu erklären. Was immer hilft, ist Vorleben. Doch das fällt den DAX-Vorständen oftmals schwer – auch in Sachen Gehalt. SAP-Chef McDermott zum Beispiel hatte das Durchschnittsgehalt seiner Angestellten bereits am 4. Januar in der Tasche.

Einen interessanten Fall haben wir aus dem Hause der Hanseatic-Bank mitgebracht. Im Fahrwasser des Gesellschafters Otto hat man 2016 überlegt, auch eine „Du-Bank“ zu werden. Die Geschäftsleitung hat sich jedoch dazu entschlossen, zunächst die Kultur im Unternehmen selbst zu verändern. Erst nachdem dieser Wandel spürbar wurde, hat man das „Du“ nachgeschoben – als für die Mitarbeiter nachvollziehbares Ergebnis sozusagen.

Das gesamte Interview mit den Geschäftsführern der Hamburger Privatbank finden Sie hier. Viel Spaß beim Lesen!