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Postbank goes Blockchain – ein Reisebericht

„Die kürzeste Antwort auf etwas ist, es einfach zu tun.“ (Ernest Hemingway) Ist es wirklich so einfach? Wie nähert man sich als Bank der Blockchain-Technologie?


Menschen am Strand beobachten eine Bitcoin-Sonne, die am Horizont untergeht und vom Meer gespiegelt wird. Im Artikel beschreibt Nicole Jonat, wie sich die Postbank auf eine Entdeckungsreise auf dem Feld der Blockchain-Technologie begeben hat.
Wir sind bei der Postbank auf eine Reise gegangen, um Ansätze und Anwendungsfelder für Blockchain-Technologien zu erkunden.

Kann man Blockchain einfach mal ausprobieren? Muss man den Hype um jeden Preis mitmachen, um konkurrenzfähig zu bleiben? Vergibt man sich etwas, wenn man sich neuen, ungewohnten Technologien verschließt? Wie geht man als Bank mit Vorurteilen wie möglichen negativen Einflüssen auf die Ökologie und einem etwaigen Reputationsrisiko um, das Kryptowährungen aufgrund ihrer Nutzung zur Bezahlung illegaler Güter mit sich bringen? Haben wir nicht bereits ein Übermaß an Compliance-relevanten Sachverhalten, die uns von vornherein daran hindern, uns weiter mit Blockchain im Allgemeinen und Bitcoin und Kryptowährungen im Speziellen zu befassen?

Über den Tellerrand schauen und Fehlerkultur etablieren

Unseres Erachtens gilt es, die Grenzen nicht nur im eigenen Kopf einzureißen. Sicherlich bedarf es eines kritischen Blicks auf die Technologie an sich. Aber wir müssen auch über den Tellerrand schauen, über Abteilungs- und Bereichsgrenzen hinweg und sogar über die Finanzbranche hinaus, um die Chancen neuer Technologien auszuloten. Jedes Finanzinstitut sollte eine offene Herangehensweise bezüglich technischer Neuerungen an den Tag legen und eine Fehlerkultur leben. Ansonsten vergibt es sich die Chance auf neue und innovative Geschäftsmodelle. Dennoch ist zunächst Aufklärungsarbeit vonnöten. Und dazu zählt auch, dass Bitcoin nur ein Use Case der Blockchain-Technologie ist.

Doch was ist unser Vorteil als Finanzinstitut? Warum sollten wir uns dieser Technologie widmen? Welches Kundenproblem können wir lösen? Das Grundvertrauen, das klassische Banken weiterhin bei den meisten ihrer Kunden genießen, ist ein essenzieller Vorteil gegenüber ausländischen unregulierten Kryptobörsen, den es jetzt zu nutzen gilt – auch im Hinblick auf die Heranführung der Kunden an die oft noch unbekannte oder vorurteilsbehaftete Blockchain-Technologie.

Mit welchen Methoden haben wir unsere Blockchain-Reise bestritten?

Um einen ersten Eindruck vom Wissensstand und möglichen Produktansätzen für unsere Kunden zu erhalten, haben wir zunächst eine Brainstorming-Umfrage bei unserer Co-Creation-Community, dem Postbank Ideenlabor, gestartet. Unserer Community war insbesondere der Umstand wichtig, dass Kryptowährungen einen anonymen Bezahlweg offerieren. Sie sind dem Bargeld – immer noch „des Deutschen liebstes Kind“ – näher als sonstige Payment-Formfaktoren. Ebenfalls als positiv bewertet wurde die Chance, dass eine deutsche Bank einem Kunden die Möglichkeit bietet, diese Technologie in einem inländischen, technisch sicheren und regulierten Umfeld auszuprobieren. Das Fehlen dieser Möglichkeit und langwierige Registrierungsprozesse haben die meisten Ideenlabor-Nutzer bis dato davon abgehalten, sich mit Blockchain oder Kryptowährungen zu befassen.

Strategisch stellten sich die Fragen: Fokussieren wir uns auf Privatkunden? Wählen wir einen rein internen Ansatz? Oder nähern wir uns Blockchain doch mit einem Geschäfts- und Firmenkundenfokus? Um sie zu beantworten, haben wir das komplexe Thema Blockchain in einem Framing-Workshop auf zwei mögliche Ziele, nämlich „Krypto-Dienstleistungen für unsere Kunden“ und „Internet der Dinge“ mit Geschäfts- und Firmenkundenfokus, heruntergebrochen und für den Sprint priorisiert. So haben wir den Rahmen für die nachfolgenden jeweils einwöchigen Workshop-Reihen gesetzt.

Zu diesem Zweck haben wir – in Anlehnung an Google-Sprint – ein agiles Format, die „Expedition“, entwickelt: Ein interdisziplinäres Team aus unterschiedlichsten Fachbereichen der Postbank-Gruppe arbeitet örtlich für den Sprint zusammen. Die Besonderheit: Bei diesem Thema sind im Cross-Industrie-Ansatz Industriepartner direkt live mit im Boot. Im geschützten Raum des Sprints beschäftigten wir uns im Chief Digital Office (CDO) ergebnisoffen mit Blockchain, verprobten mögliche Produktideen iterativ mit Nutzern und verfeinerten sie fortlaufend durch Experteninterviews – etwa per Video-Chat aus Singapur.

Was haben wir auf unserer Reise gelernt?

Der Mut zu neuen Technologien und Formaten, ein 360-Grad-Blick durch crossdivisionale und crossindustrielle Teams sowie die Beteiligung von Kunden, einer Co-Creation-Community und Experten führen zu vorzeigbaren und nutzerfreundlichen Ergebnissen und damit zu bedarfsgerechten Produkten. Die kürzeste Antwort auf die Frage „Wie nähert man sich als Bank der Blockchain- Technologie?“ ist demnach tatsächlich, es einfach zu tun.

Als erstes Ergebnis unserer Blockchain-Reise können Sie unseren Prototypen, die „Postbank Kryptowallet“, im Ideenlabor testen.

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