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1798: Wilhelm Ludwig Deichmann – Ein rheinischer Bankier

Im 19. Jahrhundert erlebten Köln und der Westen Deutschlands einen wirtschaftlichen Aufschwung. Was der Unternehmer und Bankier Wilhelm Ludwig Deichmann damit zu tun hat, erklären wir hier.


Am 3. August 1798 ist Wilhelm Ludwig Deichmann geboren, ein rheinischer Unternehmer und Bankier.

Am 3. August 1798 wurde Wilhelm Ludwig Deichmann in Rodenberg/Deister geboren. Er war der dritte Sohn des Bürgermeisters und Amtsrichters Konrad Deichmann.

Als Wilhelm Ludwig 15 Jahre alt war, nahm er freiwillig an den Befreiungskriegen gegen Napoleon Bonaparte teil. Anschließend machte er in Bremen eine Kaufmannslehre und war ab 1818 für das Kölner Handels- und Bankhaus A. Schaaffhausen tätig. Dort schätzte man seine Arbeit und seinen Fleiß. Entsprechend wurde er häufig mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut.

Abraham Schaaffhausen, der Gründer des Unternehmens, verstarb 1824. Zunächst führte sein Schwiegersohn die Firma, er schied jedoch 1830 aus. Durch seine Heirat mit Elisabeth Jacobine Eleonore (genannt „Lilla“) Schaaffhausen konnte Wilhelm Ludwig Deichmann 1830 die Gesamtleitung des Handels- und Bankhauses A. Schaaffhausen übernehmen und trat das Erbe des Firmengründers an.

Der Bankier im Handels- und Bankhaus A. Schaaffhausen

Während seiner Zeit als Leiter des Unternehmens legte Deichmann den Fokus stark auf die Banktätigkeiten, Waren- und Speditionsgeschäfte fuhr er zurück. Er engagierte sich erfolgreich in der Finanzierung von Eisenbahnbau und Montanindustrie.

Betrug der Umsatz 1847 noch 50 Millionen Taler, war das Unternehmen ab 1848 in einer großen Krise. Die liquiden Mittel waren enorm angegriffen. Letztlich musste das Bankhaus im März 1848 die Zahlungen einstellen. Jedoch war das Kreditinstitut nicht überschuldet. Da das Unternehmen für die Wirtschaftsregion Köln von extremer Wichtigkeit war, wurde es zum ersten deutschen privaten Aktienverein umgewandelt. Am 1. November 1848 konnte der A. Schaaffhausen’sche Bankverein unter der Leitung von Wilhelm Ludwig Deichmann, dessen Schwiegersohn Victor Wendelstadt und des Direktors Gustav Mevissen die Geschäftstätigkeit aufnehmen.

Unter ihrer Leitung wurde die Gesellschaft zur führenden Bank im Raum Nordrhein-Westfalen. Die anfangs vom Preußischen Staat vergebenen Garantien konnten vorzeitig abgelöst werden.

Die Bedeutung des Bankhauses Deichmann & Co.

Wilhelm Ludwig Deichmann trat 1858 aus dem A. Schaaffhausen’schen Bankverein aus und gründete zusammen mit Adolph vom Rath eine eigene Bank in Köln. Für das Bankhaus Deichman & Co., das sich in der Trankgasse befand, konnte er auf große Teile des Kundenstamms des Bankvereins zurückgreifen.

Das Kontokorrentgeschäft förderte die Aktiengesellschaften der Schwerindustrie und des Bergbaus in Westdeutschland. Daraus entwickelte sich für die Bank ein weiteres Ertragsfeld: das Gründungs- und Emissionsgeschäft. Das Bankhaus Deichmann & Co. begleitete Unternehmen auch beim Börsengang. In den frühen 1870er Jahren blieb das Bankhaus Deichmann & Co. allerdings auch auf einigen Aktienpaketen der Neuemissionen sitzen.

Durch Adolph vom Rath war das Bankhaus Deichmann & Co. 1870 an der Gründung der Deutschen Bank beteiligt.

Wilhelm Ludwig Deichmann: Bankier und Netzwerker

Wilhelm Ludwig Deichmann kannte sich mit der westdeutschen Wirtschaft sehr gut aus. Er knüpfte freundschaftliche und – durch geschickte Eheschließungen in der Familie – auch verwandtschaftliche Verbindungen zu bedeutenden Industriellen im Nordwesten Deutschlands.

Aufgrund seines Wirkens war er wesentlich für den kaufmännischen und industriellen Aufschwung verantwortlich, den Köln und die westdeutsche Wirtschaft verzeichnen konnten. Als Bankier standen für ihn persönlicher Kontakt und Vertrauen vor materiellen Sicherheiten, wenn es um die Führung der von ihm mit Krediten betreuten Unternehmen ging.

Er selbst war ins rheinische Wirtschaftsbürgertum aufgestiegen und kaufte bereits 1836 die „Mehlemer Aue“, ein repräsentatives Landgut in Bonn mit Blick über das Siebengebirge. Die Familie Deichmann wohnte eigentlich im „Palais Deichmann“ in der Trankgasse 7-9, das im Jahr 1867 errichtet wurde. Mehr und mehr verlagerte sich das Familienleben aber nach Bonn.

Am 23. November 1876 starb Wilhelm Ludwig Deichmann auf diesem Landgut. Er wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt. Nach seinem Tod ging einer seiner Söhne nach London, um dort Bankier zu werden. Zwei seiner Söhne führten das Bankhaus Deichmann & Co. weiter. Das Kreditinstitut musste 1931 allerdings aufgrund der Weltwirtschaftskrise Konkurs anmelden.

Heute erinnert das 60 mal 50 Meter große, siebengeschossige Gebäude mit Muschelkalk-Fassade, genannt „Deichmannhaus“, an das Wirken der Familie. Seit 1985 steht es unter Denkmalschutz. Im Erdgeschoss finden sich heute Ladenlokale und ein rheinisches Brauhaus „am Dom“.