Autor: Jonathan McMillan Preis: 29,80 € 304 Seiten, gebunden ISBN: 978-3-593-50841-2 Campus Verlag


Hinter dem Pseudonym Jonathan McMillan verbergen sich zwei Autoren: Der eine ist Dr. Jürg Müller, Wirtschaftsredakteur bei der Neuen Zürcher Zeitung und promovierter Ökonom. Der andere ist „für eine internationale Großbank“ tätig, sein Name bleibt ungenannt. Dies ist bereits ein Indiz für den radikalen Ansatz von „Das Ende der Banken“. Denn die Autoren fordern nicht weniger als die Abschaffung des Bankwesens in seiner heutigen Form. Unter den Kollegen in der Bank höchstwahrscheinlich ein nicht sonderlich populärer Standpunkt.

Das Bankwesen ist ein „unkontrollierbares Monster“

Das Buch ist sowohl für Laien als auch für Branchenexperten geeignet. Für erstere fasst es zunächst die Funktionsweise des Kreditwesens auf verständliche Art und Weise zusammen. Im zweiten Teil beleuchten die Autoren die Genese des Schattenbanksektors sowie Entstehung, Ablauf und Folgen der Finanzkrise von 2007/08. Diese sei nicht hauptsächlich durch habgierige Banker hervorgerufen worden, sondern die „unausweichliche Folge des Bankwesens im Digitalzeitalter“ gewesen. Die Informationstechnologien hätten dazu geführt, dass die Regulierung immer leichter unterlaufen werden konnte, und auch die Baseler Reformwerke konnten nicht adäquat auf diese Entwicklung reagieren.

Der dritte und letzte Teil macht „Das Ende der Banken“ schließlich zu einem wirklich relevanten Diskursbeitrag. Denn hier werden Vorschläge für die Umgestaltung eines Finanzsystems für das Digitalzeitalter formuliert. Einer dieser Vorschläge ist die Einführung einer „systemischen Solvenzregel“, welche das Abgrenzungsproblem, also die Unterscheidung zwischen Banken und Nicht-Banken, durch ihre Allgemeingültigkeit lösen könne, ohne das Handeln von Nicht-Banken einzuschränken. Gleichzeitig würden sich die Kosten für Regulierungsbehörden erheblich verringern.
Die Rolle der öffentlichen Hand und der Geldpolitik müsse in einem künftigen Szenario neu definiert werden, da Bankenaufsicht, Bankenrettungen sowie die Unterscheidung zwischen Außen- und Innengeld nicht mehr existent seien. In diesem Zusammenhang plädieren die Autoren für den Übergang zu einer Digitalwährung: „In einem Finanzsystem für das Digitalzeitalter hat physisches Geld keinen Platz.“ Darüber hinaus wird die Einführung eines bedingungslosen, aber dynamischen Einkommens zur Sicherung von Preisstabilität gefordert. Einen weiteren Schritt stelle die private Organisation von Kredit dar. Die Vision sieht also eine klare Trennung zwischen öffentlichem und privatem Sektor vor, bei der ersterer die Organisation von Geld und letzterer die Organisation von Kredit übernimmt.

„Der Status quo ist keine Option mehr“

Die Autoren sagen voraus, dass die Übergangsphase, welche im Buch nicht weiter ausgeführt wird, mit deutlichen Anstrengungen und Herausforderungen gespickt sein werde. Dennoch sei die radikale Reform ohne Alternative. EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio bezeichnete das Werk als eine „interessante und herausfordernde Vision“. Und in der Tat sind die formulierten Forderungen es wert, von Politik, Finanzinstituten und Gesellschaft konstruktiv diskutiert zu werden.

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