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Erfolg, Einfluss, Macht und Geld

Karriere – welch ein schillerndes Wort, das so viel versprach: Erfolg, Einfluss, Macht, Geld. Versprach, nicht verspricht!? Früher? Also heute nicht mehr? Das zumindest sagt Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) im Interview mit der BANKINGNEWS: „Ich glaube, dass in den jüngeren Generationen die Karriere an sich nicht mehr so relevant ist,…


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Karriere – welch ein schillerndes Wort, das so viel versprach: Erfolg, Einfluss, Macht, Geld. Versprach, nicht verspricht!? Früher? Also heute nicht mehr? Das zumindest sagt Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) im Interview mit der BANKINGNEWS: „Ich glaube, dass in den jüngeren Generationen die Karriere an sich nicht mehr so relevant ist, wie es früher war. Das betrifft Männer und Frauen.“

Das ist gut gesagt und scheint auf den ersten Blick ja auch zu stimmen. Allein mir fehlt der Glaube, dass Karriere bei jüngeren Menschen „an sich“ nicht mehr so relevant ist, wie es früher war. Natürlich hat sich gewandelt, was Menschen heute mit Karriere verbinden. Viel öfter spielen Begriffe wie Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit (des Jobs) oder Selbstverwirklichung eine zentrale Rolle, wenn es um Beruf und Karriere geht – gerade in der Finanzbranche.

Das bestätigt auch Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK Versicherungen, im Interview: „Wichtig ist auch die Aufgabe im Job: Ist sie spannend? Erfüllt sie mich? In welchem Umfeld kann ich dort wirken und was wird mir angeboten?“ Denn viel Geld verdienen ist eine Sache, die andere wichtige ist, nicht den ganzen Tag vorm Computer zu sitzen und nicht zu wissen, warum man das tut, was man dort tut.

Da hat, man kann es nicht anderes sagen, Greta Thunberg ganz alleine mit ihrem „Skolestreik“-Schild immer freitags ein Menge dafür getan, dass junge Menschen heute anderes über ihre Zukunft nachdenken und das auch ganz anderes artikulieren. Es geht bei Karriere heute auch um Fragen wie: Wofür genau setzt „mein“ Unternehmen seine Ressourcen und seine Gewinne ein? Werden durch „mein“ Unternehmen Menschenrechte und Menschenwürde bei globalen Wertschöpfungsketten und Finanzgeschäften beachtet? Kommt es durch „mein“ Unternehmen zum Raubbau an der Umwelt, zur Zerstörung von Regenwald, zur großflächigen Verschmutzung von Wasser oder zu vermehrtem CO2-Ausstoß? Dann ist für junge Menschen oft klar: Bei einem solchen (Finanz-)Unternehmen möchten sie nicht arbeiten und bewerben sich auch nicht dort. Personalchefs klagen dann darüber, dass niemand die vielen schönen Apps programmiert, mit denen das Unternehmen seine Geschäfte vorantreiben will.

Besonders Finanzgeschäfte können viel Gutes oder viel Schlechtes in unserer Welt bewirken. Geht es dabei um Nachhaltigkeit, tauchen die Worte „Green“ oder „Sustainable“ bei Finance auf, dann können auch Menschen, die freitags nicht zur Schule, sondern zur Demo gehen, damit etwas anfangen. Vermuten sie aber, dass es um „Green Washing“ geht, wenden sie sich – verständlicherweise – sofort ab (oder demonstrieren und nennen das Unternehmen beim Namen).

Ich bin überzeugt, Karriere spielt eine Rolle – gerade für junge Menschen, die ja am Anfang ihrer „Berufslaufbahn“ (auch so ein komisches deutsches Wort, das die Realität heute längst nicht mehr wiedergibt) stehen. Was ist gegen Erfolg, Einfluss, Macht, Geld einzuwenden? Eher nichts. Es kommt eben darauf an, wie man zu Erfolg, Einfluss, Macht und Geld kommt. „Schmutzig“ soll keiner dieser Faktoren sein. Dann gibt es mit „Karriere“ auch keine Probleme. Außer bei denen, für die Karriere „an sich“ nicht mehr so relevant ist. Aber die gab es schon immer. Und die werden sich ohnehin nicht bei einer Bank oder Versicherung bewerben.

von Thomas Friedenberger

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