Die Wahrheit über Inflation

Autor: Mark Mobius Preis: 22,99 Euro Umfang: 240 Seiten Verlag: FBV


Rezension zu Die Wahrheit über Inflation

Der Erste Weltkrieg begann im Hochsommer 1914. Nach Kriegsende musste Deutschland hohe Reparationszahlungen leisten, denen die Reichsregierung nicht mehr nachkommen konnte. So kam es in der Weimarer Republik zu einer Hyperinflation. Man druckte Geld wie Zeitungen. Im November 1923 kam es zum Höchststand von 100 Billionen Mark auf einem Geldschein. Auf dieses historische Ereignis geht auch Dr. Mark Mobius ein. Er verspricht in seinem Buch „Die Wahrheit über Inflation“ zu schreiben.

Die Hyperinflation in der Weimarer Republik sei eine außergewöhnliche Zeit gewesen. „In normalen Zeiten ist es doch so, dass die Regierung zwar Geld druckt, bis dessen Kaufkraft abnimmt, zugleich jedoch die Ertragskraft der arbeitenden Bevölkerung steigt“, sagt Mobius. Aber damit noch nicht genug: Durch die steigende Produktivität können Produkte preiswerter und Leistungen in größeren Mengen erworben werden. Das führt zu steigender Kaufkraft trotz größerer Geldmengen.

Der in den USA geborene Autor mit deutsch-puertoricanischen Wurzeln stellt fest, dass besonders die Deutschen keine gute Beziehung zur Inflation haben – eventuell auch aufgrund dieser historischen Vergangenheit.

Aber Deflation ist genauso unbeliebt, zumindest wenn es um Regierung und Zentralbanken geht. So hat Mario Draghi, von 2011 bis 2019 EZB-Präsident, Anfang 2017 als es hierzulande zu einer kurzfristigen Senkung der Preise kam, gesagt: „Die Menschen in Deutschland können sicher sein, dass ihr EZB-Präsident alles tun wird, um die Inflation wieder auf das richtige Niveau zu bringen.“

Damit stellt sich die Frage: Lässt sich Inflation steuern und wenn ja, von wem und wie? Das fragt auch Mobius in seinem Buch und hält zunächst fest, dass die Schwierigkeit damit beginnt, dass es darüber, was „Inflation“ überhaupt ist, zahlreiche und teils widersprüchliche Vorstellungen gibt. Um das darzustellen, lässt er zahlreiche Personen aus Wirtschaft, Kultur und Politik zu Wort kommen. „Die Tatsache, dass es so viele Erklärungen für Inflation gibt, zeigt, dass wir die wahren Ursachen von Inflation nicht wirklich kennen. Und das wiederum zeigt, mit welch einer Herausforderung konfrontiert ist, wer Inflation wirkungsvoll bekämpfen will.“ Gemeint sind Regierungen und Notenbanken.

Mobius erkennt aber ein wichtigeres Problem. Denn seine These lautet, dass wir uns eigentlich in einer Deflation befinden. Wie kommt das? „Die Einkommen – und somit die Kaufkraft der Verbraucher – ändern sich ständig. Das bedeutet, dass sie im Laufe der Zeit zumeist mit steigenden Preisen Schritt gehalten haben. Das führt zu dem Effekt, dass Produkte und Leistungen im Verhältnis zur Ertragskraft des Verbrauchers tatsächlich billiger werden – obwohl es so scheint, als ob die Inflation die Einkommenszuwächse auffrisst!“ Weltweit wären deflationäre Trends festzustellen.

Aber die Deflation ist, wie bereits angedeutet, „der Albtraum vieler Ökonomen, die glauben, dass fallende Preise die Wirtschaft in den Ruin treiben, es erschweren, Schulden zurückzuzahlen und dazu führen, dass Verbraucher Anschaffungen aufschieben, weil sie weitere Preissenkungen erwarten.“ Und Mobius sagt auch, dass Zentralbanken Deflation unbedingt verhindern möchten. Daher weiten sie Geldmengen aus und senken den Leitzins. Alles, „um Bürger und Unternehmen zu motivieren, Schulden zu machen und Geld auszugeben, was dann zu steigenden Preisen und der Vermeidung von Deflation führen soll.“

Der Autor möchte erklären, warum die Deflation von Vorteil ist und aufzeigen, dass Regierungen und Notenbanken bei der Geldentwertung eigene Interesse verfolgen und Inflationsstatistiken unzuverlässig, fehlerhaft und teilweise manipuliert sind. Zur Veranschaulichung seiner starken Thesen nennt Mark Mobius viele konkrete Beispiele und verwendet eine verständliche, aber deutliche Sprache. Das Buch ist zwar schon im Herbst 2019 erschienen, aber das Thema von Mark Mobius bleibt zeitlos. Ein Blick in sein informatives Buch lohnt daher nach wie vor.

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