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Dieses Mal ist alles anders

Autoren: Carmen M. Reinhart, Kenneth S. Rogoff Preis: 34,99 Umfang: 528 Seiten Verlag: FBV


Reinhart/Rogoff Dieses mal ist alles anders

Banken- und Finanzkrisen sind beinahe so alt wie die Branche selbst. Doch was löst sie aus und worin unterscheiden sie sich voneinander? Diese Frage lässt sich keineswegs leicht beantworten, doch Carmen M. Reinhart und Kenneth S. Rogoff, Autoren von “Dieses Mal ist alles anders –  acht Jahrhunderte Finanzkrisen”, schaffen es diesen komplexen Sachverhalt anschaulich darzustellen.

Dabei gelangen sie unter anderem zu dem Schluss, “dass Bankenkrisen reiche und arme Länder gleichermaßen heimsuchen”. Der Titel ihres Buches basiert auf einem gleichnamigen “Syndrom”, das die beiden Professoren innerhalb ihres Werkes immer wieder aufgreifen und definieren.

Bei dem “Dieses mal ist alles anders”-Syndrom handelt es sich um die Überzeugung, dass sich bestimmte Krisen nicht im eigenen Land wiederholen können, da man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. Doch Reinharts und Roghoffs Analysen zeigen, dass Krisen – wenn die grundlegenden Bedingungen geschaffen wurden – überall und zu jeder Zeit passieren können.

In ihrem Werk werfen die Chefökonomin der Weltbank und der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds einen Blick auf diese Bedingungen und untersuchen die auftretenden Krisentypen, ihre Symptome, Auslöser und Verschuldungen innerhalb der Finanzwelt der letzten acht Jahrhunderte.

Es handelt sich hier jedoch nicht um eine einfache Reise in die Vergangenheit. Die Untersuchung der Krisen folgt einem methodischem, wissenschaftlichen Ansatz und wird durch Hinzunahme von Zahlen und Diagrammen anschaulich präsentiert.

Dabei stellen die Autoren unter anderem fest, dass viele Faktoren für die Entstehung von Finanzkrisen verantwortlich sein können. Eine der offensichtlichsten dabei ist die massive Anhäufung von Schulden im In- und Ausland.

Treten mehrere dieser Krisen gleichzeitig auf, kommt es zu Super-GAUs wie der großen Depression um 1930 oder der globalen Finanzkrise von 2008. Und 2020? Steht der Wirtschaftswelt mit der Corona-Pandemie ein Stresstest bevor, dessen Auswirkungen sich höchstwahrscheinlich erst 2021 vollends in den Bankbilanzen niederschlagen werden. Bisher ist die Corona-Krise noch keine Finanzkrise. Doch auch hier besteht die Gefahr, dass Zahlungen ausbleiben.

Wenn Sie also wissen möchten, wie sich Krisen frühzeitig erkennen und verhindern lassen, ist es daher neben der genauen Beobachtung der Finanzmärkte vor allem wichtig, dass Entscheidungsträger nicht dem titelgebenden Syndrom erliegen. Das heißt auch: Frühe Symptome nicht missachten. Das hat schon die Finanzkrise 2008 gelehrt. Hier kam es in den USA zum Immobilienboom und rasanten Preisanstiegen, die die Hausbesitzer bald nicht mehr bewältigen konnten. Es kam zu Zahlungsrückständen und Verschuldungen – die Blase platzte. Das erschütterte sowohl die USA als auch europäische Länder wie Großbritannien.

Das Ergebnis ihrer Untersuchung ist ein praxisnahes und umfangreiches Kompendium mit Hintergrundwissen zu den Finanz- und Bankenkrisen der letzten Jahrhunderte. Die verschiedenen Formen werden in hohem Detailgrad präsentiert und ihr Zusammenspiel anhand der letzten großen Finanzkrisen veranschaulicht. Dabei verlieren sich die Autoren nicht in rein wissenschaftlichen Analysen, sondern präsentieren ihre Ergebnisse und Denkansätze anschaulich, verständlich und unterhaltsam.

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